Wie aus anderthalb Zimmern eine Zweiraumwohnung wurde. Zur Entstehung und Karriere eines ostdeutschen Regionalismus
DOI:
https://doi.org/10.58221/mosp.v114i2.7420Keywords:
Deutsch in Ost und West, Sprache in der DDR, Wohnungsanzeigen, Sprachlenkung, KorpusanalyseAbstract
Während der Existenz zweier deutscher Staaten (1949-1990) ist die Frage, inwiefern die staatliche Trennung zu einer Sprachspaltung bzw. einer Entwicklung eigener nationaler Varianten in der Bundesrepublik Deutschland und der DDR führe, häufig und kontrovers diskutiert worden. Der Disput um deutsch-deutsche Sprachunterschiede gewann nach der Herstellung der Deutschen Einheit am 3. Oktober 1990 noch an Intensität.
Zu den oft erwähnten lexikalischen Besonderheiten des Sprachgebrauchs in der DDR gehörte die Tatsache, dass die Größe von Wohnungen in der Form von Komposita mit dem Grundwort ‑raumwohnung statt -zimmer- angegeben wurde (also beispielsweise Zweiraumwohnung oder 3-Raum-Wohnung). In der alten Bundesrepublik und in Westberlin blieb diese Form ungebräuchlich. Handelte es sich dabei um eine ideologisch motivierte, der Verschleierung dienende Sprachlenkung durch die SED-Führung? An Hand von Untersuchungen am Deutschen Referenzkorpus des IdS Mannheim, des DWDS-Zeitungskorpus (Berlin) und des DDR-Zeitungskorpus der Staatsbibliothek Berlin sowie mittels einer händischen Analyse von Wohnungsanzeigen aus der Berliner Zeitung, ergänzt um eine Auswertung von Textdokumenten, wird gezeigt, welche Bezeichnungen mit dem Bestandteil ‑raum- in welchen Zusammenhängen zuerst auftraten und wie sie sich im Laufe der Zeit ausbreiteten.
Die Ergebnisse der empirischen Erhebungen lassen den Schluss zu, dass die These von einer ideologisch motivierten Sprachmanipulation sprachhistorisch und korpuslinguistisch nicht bestätigt werden kann.
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